Sonntag, 22. Februar 2009

Je pète, je pète, je pète!

So wie ich nutzen täglich viele Menschen die Zeit in den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Lesen der Tagespresse oder anderer Publikationen. Vor Kurzem fiel mir eine Frau auf, die, in ihr Buch vertieft, plötzlich über das eben Gelesene lachen musste, dass es auch den anderen Mitbenutzern der (in dem Fall) S-Bahn nicht verborgen blieb. Ich fragte mich wie toll denn das Buch sein müßte, dass man so unauffällig unauffällig loslachen müßte und dass mir sowas nicht passieren könnte. Aber genau da liegt der Hase im Pfeffer. Diese Woche ist mir das Gleiche passiert.

Ich sitze also in der S-Bahn nach hause, als ich im abenteuerlichen Simplicissimus eine Stelle lese, die mich urplötzlich in die gleiche Situation versetzt wie die o.g. Leserin. Ich mußte auf einmal loslachen und um mich herum hat man das auch vernommen. Ich habe dann das Buch geschlossen und versucht an etwas anderes zu denken. Aber jedes Mal, wenn mir das Bild besagter Buchstelle wieder vor Augen kam, mußte ich wieder beginnen zu lachen und konnte es auch nicht verbergen. Zum Glück war die nächste Station die, an der ich raus mußte. Und ich habe wirklich versucht an etwas anderes zu denken, um nicht immer wieder aufs Neue loslachen zu müssen - aber vergebens.

Ich werde euch diese Stelle nicht vorenthalten, muss aber gleich dazu sagen, dass das Deutsch dieses Buches zu dem heutigen ein wenig differiert. Es sind also keine Rechtschreibfehler im Folgenden sondern unsere Sprache aus vormaliger Zeit. Also, los geht's...

 

"Als ich dergestalt mit einem Deller in der Hand vor der Tafel aufwartete und in meinem Gemüt von allerhand Dauben und werklichen Gedanken geplagt wurde, ließe mich mein Bauch auch nicht zufrieden, er kurret und murret ohn Unterlaß, und gab dardurch zu verstehen, daß Bursch in ihm vorhanden wären, die in freien Luft begehrten; ich gedacht, mir von dem ungeheuren Gerümpel abzuhelfen, den Paß zu öffnen, und mich darbei meiner Kunst zu bedienen, die mich erst die vorig Nacht mein Kamerad gelernet hatte; solchen Unterricht zufolg hub ich das linke Bein samt dem Schenkel in alle Höhe auf, druckte von allen Kräften was ich konnte, und wollte meinen Spruch "Je péte" zugleich dreimal heimlich sagen; als aber der ungeheure Gespan, der zum Hindern hinauswischte, wider mein Verhoffen so greulich tönete, wußte ich vor Schrecken nit mehr was ich täte; mir wurde einsmals so bang, als wenn ich auf der Leiter am Galgen gestanden wäre und mir der Henker bereits den Strick hätte anlegen wollen, und in solcher gählingen Angst so verwirret, daß ich auch meinen eigenen Gliedern nicht mehr befehlen konnte, maßen mein Maul in diesem urplötzlichen Lärmen auch rebellisch wurde und den Hindern nichts bevorgeben, noch gestatten wollte, daß er allein das Wort haben, es aber, das zum Reden und Schreien erschaffen, seine Reden heimlich brummlen sollte, derowegen ließe solches dasjenige, so ich heimlich zu reden im Sinn hatte, dem Hindern zu Trutz überlaut hören, und zwar so schröcklich, als wann man mir die Kehl hätte abstechen wollen: Je greulicher der Unterwind knallete, je grausamer das "Je pète" oben herausfuhr, gleichsam als ob meines Magens Ein- und Ausgang einen Wettstreit miteinander gehalten hätten, welcher unter ihnen beiden die schröcklichste Stimm von sich zu donnern vermöchte. (Ja, in der Tat war das bis hierhin nur ein einziger Satz.) Hierdurch bekam ich wohl Linderung in meinem Eingeweid, dargegen aber einen ungnädigen Herrn an meinem Gouverneur; seine Gäst wurden über diesen unversehenen Knall fast wieder alle nüchtern, ich aber, weil ich mit aller meiner angewandten Mühe und Arbeit keinen Wind bannen können, in eine Futterwanne gespannet, und also zerkarbeitscht, daß ich noch bis auf diese Stund daran gedenke. Solches waren die erste Pastonaden, die ich kriegte, seit ich das erstemal Luft geschöpft, weil ich denselben so abscheulich verderbt hatte, in welchem wir doch gemeinschaftlicherweis leben müssen. Da brachte man Rauchtäfelein und Kerzen, und die Gäst suchten ihre Bisemknöpf und Balsambüchslein, auch sogar ihren Schnupftoback hervor, aber die beste Aromata wollten schier nichts erklecken. Also hatte ich von diesem Actu, den ich besser als der beste Komödiant in der Welt spielte, Friede in meinem Bauch hingegen Schläg auf den Buckel, die Gäst aber ihre Nasen voller Gestank, und die Aufwarter ihre Mühe, wieder einen guten Geruch ins Zimmer zu machen."

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Dazu muss gesagt werden, das der Simplicissimus, der arme Tropf, da er buchstäblich bisher im Wald gelebt hat, ein gelegenes Opfer für seine Umwelt ist, da er wirklich von nichts eine Ahnung hat und somit machen Spott und Ulk über sich ergehen lassen muss.                                                                                                                      Obwohl man manchmal den ein oder anderen Satz, ob seines ungewohnten, da vergangenen Deutsch's, ein zweites Mal lesen muss, kann ich nach 150 von etwas mehr als 700 Seiten sagen, dass sich der Kauf absolut gelohnt hat und so rufe ich euch am Ende ein frohgemutes "Je pète, je pète, je pète" zu.

Donnerstag, 19. Februar 2009

Winter Wonderland

"Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück."

Davon kann ja wohl im Moment überhaupt gar keine Rede sein. Weiße Pracht soweit das Auge reicht. Und obwohl irgendwie alles auf den Frühling wartet, gibt es doch noch ein paar schöne Seiten der aktuellen Kälte abzugewinnen. 100_3658

... und wenn es nur eine Art eisiger Nebel ist.                                      Mal eine Abwechslung fürs Leid geplagte Großstadt-Auge. 100_3657

Das hatte der Johann Wolfgang wohl auch so nicht im Sinne.

Sonntag, 8. Februar 2009

Happy 1st anniversary

Nun ist es schon ein Jahr her, dass dieser blog das Licht des Monitors erblickte. Ein Stück weit ist er in der Welt ja schon rumgekommen und nun wollen wir mal das zweite Jahr angehen und schauen wo es uns so hinliest.

Und wie zu jedem ordentlichen Geburtstag gibt es noch ein Torte. erster

to be continued...

Dienstag, 3. Februar 2009

Mehr Trümpfe, Papa!

Mit einem Menschen, der nur Trümpfe hat,               kann man nicht Karten spielen.                               (Christian Friedrich Hebbel | 1813-1863 | Deutscher Dramatiker und Lyriker)

Der sticht!